Wie eingefroren sitzt sie am Tisch, die Hände um die Tasse gelegt, aber weder trinkt sie, noch spricht sie. Dennoch gibt es etwas ganz Waches: ihren Blick. Mit diesem folgt sie den Menschen um sich herum, konzentriert und interessiert. Dies wird nun zu meinem Anknüpfungspunkt. So beginne ich, das, was sie sieht, in Worte zu fassen. Da nickt sie, ist einverstanden. Und wir begegnen uns in einem gemeinsamen Interesse.

Irgendwann halte ich ihr spontan meine Hände hin. Diese einladende Geste scheint einen starken Impuls bei ihr auszulösen: Ohne zu zögern, klatscht sie mit ihren Händen auf meine. Ein Spiel entspinnt sich: im Wechsel klatscht die eine, dann die andere. Ein Rhythmus entsteht, zu dem ich beginne, eine Melodie zu summen, dann folgen Worte und schließlich wird daraus ein Lied, unser Lied: 

Wenn wir spielen, sind wir frei
und ganz dabei,
wir zwei.

Ein großes Lächeln breitet sich über ihrem sonst so unbewegten Gesicht aus. Und sie nickt, immer wieder.

Der Hirntumor hat dieser jungen Frau vieles geraubt, aber vielleicht auch etwas gegeben: Innigkeit und Unmittelbarkeit.