„Kommunikation in ihrer Vielfältigkeit verbalen und nonverbalen Ausdrucks stellt die unverzichtbare Brücke zwischen den Menschen dar.“(*)

Wenn die kommunikative Verbindung krankheitsbedingt eingeschränkt ist, stehen die betroffene Person und ihr Dialogpartner vor wachsenden Problemen. Menschen, die sich sprachlich nur eingeschränkt oder gar nicht mehr mitteilen können, verlieren an Personsein, werden oftmals vom Subjekt zum Objekt degradiert.

Wer seine Fähigkeit verliert, die eigene Situation zu begreifen und zu gestalten, zwischenmenschliche Kontakte einzugehen und sich sprachlich mitzuteilen, ist weitgehend darauf angewiesen, dass seine Mitmenschen mit ihm in einer Weise kommunizieren, in welcher zumindest für die Zeit der Begegnung Beteiligung angestrebt und Autonomie sichergestellt wird.

Für die Erfahrung von zwischenmenschlicher Beziehung und den damit einhergehenden Erlebensqualitäten ist der kommunikativ eingeschränkte Mensch somit auf die Dialogfähigkeit seines Gegenübers angewiesen. Der Erhalt der Beziehungsebene mit dem Patienten über den nonverbalen Dialog ist Ziel des Interaktionskonzeptes Kommunikation ohne Worte – KoW®. Der Ansatz ist person-zentriert.

Dessen grundlegendes Verständnis von zwischenmenschlichen Beziehungen basiert auf der Rezeption des dialogischen Prinzips von Martin Buber.

Dieser geht davon aus, dass entscheidend für die dialogische Verbundenheit nicht das Wort, sondern die Haltung der Gegenseitigkeit ist, in der sich der eine dem anderen zugekehrt hat. Die Möglichkeit zum Dialog bezieht sich also nicht nur auf das gesprochene Wort. Bereits das „mitteilende Schweigen“ ist Basis eines Dialogs, welcher sich ganz ohne Worte ausdrücken kann. So kann Beziehung selbst dann bestehen, „wenn der Mensch, zu dem ich Du sage, in seiner Erfahrung es nicht vernimmt“ (Buber, 2006, S. 13**) .

Voraussetzung für den Dialog ist demnach nicht die verbal-kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen, sondern allein die Bereitschaft des Gegenübers, diesem zu antworten und seine jeweiligen Beeinträchtigungen als dessen Tätigkeitsstrukturen zu erkennen.

Eine Befähigung im nonverbalen Dialog ist unerläßlich, um einen in seinem Ausdruck eingeschränkten Menschen ganzheitlich zu erfassen und individuell zu begleiten.

Indem die im Alltagsgebrauch fokussierte verbale Kommunikation durch nonverbale Formen bewusst erweitert oder ganz ersetzt wird, kann eine gemeinsame Ebene eröffnet werden und können interpersonelle Beziehungen aufrechterhalten werden.

Verstärkte nonverbale Kommunikation lässt auch den gesunden Interaktionspartner erleben, zu welchen subtilen interaktiven Handlungen der kommunikativ eingeschränkte Mensch noch in der Lage ist.

Dieser Zugang kann nur über die Beziehung gelingen. Und dadurch wird sogar ein neues Feld für Begegnungen eröffnet.

Gelingen diese, wird auch die Bindung der Betreuenden, Versorgenden und Behandelnden zu dem eingeschränkten Menschen verstärkt, was einerseits zu einem befriedigendem Helfen und andererseits zu positivem Erleben seitens des Patienten beitragen kann.

Dieser Kontakt kann jedoch nur entstehen, wenn

  • die Bereitschaft für eine Veränderung und Erweiterung der Kommunikationsweisen besteht und erforderliche Kompetenzen entwickelt werden,
  • auch scheinbar geringfügigen oder ungewöhnlichen Äußerungen oder Verhaltensweisen Aufmerksamkeit geschenkt wird,
  • nach Fähigkeiten gesucht wird, anstatt Defizite zu fokussieren,
  • die Bereitschaft zu ergebnisoffener, also dialogischer Kommunikation besteht.

Quellen:

Steinmetz, A. (2016). Nonverbale Interaktion mit demenzkranken und palliativen Patienten. Kommunikation ohne Worte – KoW®. Wiesbaden: Springer.

Hier erhältlich.

* Gutzmann, H. & Brauer, T. (2007), S. 87, Sprache und Demenz: Diagnose und Therapie aus psychiatrischer und logopädischer Sicht. Idstein: Schulz-Kirchner.
** Buber, M. (2006). Das Dialogische Prinzip (10. Aufl.). Heidelberg: Lambert Schneider.