Sie schaut ins Leere, als ich mich zu ihr ans Bett setze, das Gesicht unbewegt. Ein kurzer Gruß, dann verschwindet ihr Blick wieder – wohin? 

Ein einfaches Saiteninstrument neben sie aufs Bett gelegt weckt ihr Interesse. Jedoch erst meine einladende Hand bewegt sie, die ihre mir entgegenzustrecken. Eine geführte Streichbewegung ist der Beginn eines langen Zupfens, nun allein von ihr, ganz gleichmäßig.

Ihre Klänge ergänze und begleite ich, so dass eine stille, fast meditative Musik entsteht. Fast wähne ich mich in einer nebligen irischen Landschaft. 

Als sie innehält, legt sie sich die Hand auf den Kopf. 
Was meint sie? 
„Der Kopf…“ biete ich ihr an und sie ergänzt „… ist still.“ Mehr nicht. Schweigend schaut sie wieder – wohin? Ins Leere, in sich? 
Ich weiß es nicht, spinne aber den Faden weiter, indem ich ein Lied improvisiere ‚Still, still, still, weil‘s Kindlein schlafen will‘.

Irgendwann sehe ich Tränen in ihren Augen. Da halte ich ihr meine ausgestreckte Hand hin. Und sie streicht nun über meine Handfläche, wieder und wieder. Später streichen wir im Wechsel unsere Hände, sie die meine, ich die ihre, ihre Augen stehen dabei voller Tränen. 
Da sage ich: „Da ist Traurigkeit… und so viel Zärtlichkeit.“ 
Sie nickt und nun fließen die Tränen richtig, laufen ihre Wangen hinab. Stumm weint sie, Worte findet sie keine. 
Mit einem Taschentuch trockne ich ihre Tränen. Bis sie irgendwann versiegen. 

Zum Abschied streichelt sie nochmals meine Hände. „Ich komme wieder“, verspreche ich und sie entschlossen: „Oh ja, gerne!“

Suchen und antworten, denn der Körper spricht. 
Gewissheit gibt es dabei nicht, nur ein Tasten bezogen auf das Du – im Vertrauen auf die Kraft der Begegnung.

Woher ihre Tränen rührten, werde ich wohl nie erfahren. Aber, dass wir einander berührten, bleibt – als Spur in Händen, Gesicht und Herz.