Oft gestellte Fragen:
Grundlagen der Kommunikation ohne Worte (KoW®)
Was ist Kommunikation ohne Worte (KoW®)?
KoW® ist ein wissenschaftlich fundiertes und empirisch evaluiertes Konzept zur nonverbalen Kommunikation, das speziell für Situationen entwickelt wurde, in denen sprachliche Kommunikation eingeschränkt ist. Es ermöglicht den Aufbau von Beziehungen und die Vermittlung von Informationen durch Gestik, Mimik, Berührung und andere nonverbale Signale.
Für wen ist das KoW®-Training geeignet?
Das Training richtet sich an:
- Pflegekräfte, Therapeuten (Psycho-, Ergo-, Logo-, Physiotherapeuten)
- Betreuungsassistenten, Fachpersonen der Aktivierung
- Ärzte, Seelsorger
- Angehörige
- Alle, die mit kommunikativ eingeschränkten Menschen arbeiten oder leben
- Menschen mit Demenz in allen Stadien
- Schwerkranken und sterbenden Menschen (Palliativversorgung)
- Menschen nach Schlaganfall mit Aphasie oder anderen Sprachstörungen
- Menschen im Wachkoma
- Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung
- Allen Personen, deren Sprachgebrauch, Sprachverständnis oder nonverbales Ausdrucksverhalten eingeschränkt ist
Welchen konkreten Nutzen bringt nonverbale Kommunikation?
- Verbesserung der Beziehungsqualität zwischen Patient und Pflegeperson
- Erhöhtes Sicherheitserleben, Vertrauen und Zufriedenheit bei Patienten
- Reduziertes Belastungserleben bei Pflegenden
- Weniger Stress und höhere Wirksamkeit bei pflegenden Angehörigen
- Verringerung von herausforderndem Verhalten
- Ermöglicht Verstehen und Verstandenwerden jenseits von Worten
- Schafft Verbundenheit und Teilhabe auch bei stark eingeschränkten Menschen
Nonverbale Kommunikationskompetenzen
Welche Kernkompetenzen vermittelt das KoW®-Training?
Das Training vermittelt vier grundlegende Kompetenzen:
- Decodieren: Den nonverbalen Ausdruck sicher erkennen und zutreffend einschätzen (z.B. Emotionen im Gesichtsausdruck, nonverbale Schmerzzeichen, Belastungsanzeichen)
- Regulieren: Den eigenen emotionalen Ausdruck regulieren und bewusst steuern
- Encodieren: Nonverbale Botschaften eindeutig vermitteln (z.B. durch präziseGestik, Körperorientierung, Berührung)
- Dialogisieren: Das eigene nonverbale Verhalten auf die kommunikativen Möglichkeiten des anderen abstimmen, um eine Ebene der Gegenseitigkeit zu eröffnen
Welche Themen werden in den KoW®-Trainings behandelt?
Die Trainings umfassen unter anderem:
- Grundlagen des nonverbalen Dialogs
- Emotionserkennung und Schmerzidentifikation
- Blickverhalten und Gestik als Kommunikationsmittel
- Berührungstechniken zur Kontaktaufnahme
- Umgang mit sensorischen und Wahrnehmungsstörungen
- Erkennen subtiler Interaktionszeichen
- Nonverbale Synchronisation zur Beziehungsgestaltung
- Multimodales Verdichten für verbesserte Verständigung
Was bedeutet „Nonverbale Synchronisation“?
Was ist multimodales Verdichten und wie funktioniert es?
- Gestik zur Visualisierung der Information
- Passender Gesichtsausdruck
- Unterstützender Stimmklang
- Eindeutige Körperorientierung
- Angemessener Blickkontakt
Herausforderungen in der Praxis
Wie gehe ich mit fehlender Reaktion auf Ansprache um?
Bei fehlender Reaktion auf Ansprache sollten Sie:
- Aktiv den Blick der Person suchen und in ihr Sichtfeld treten
- Die letzten Zentimeter so abstimmen, dass sich Ihre Augen treffen können
- Erst Blickkontakt herstellen, dann sprechen und ggf. berühren
- Eine angemessene Zeit warten, da die Reaktionszeit oft verlängert ist
- Multimodal kommunizieren (Sprache mit eindeutiger Gestik und Mimik verbinden)
Wie erkenne ich Emotionen und Schmerzen bei Menschen, die sich nicht verbal äußern können?
Die Erkennung basiert auf genauer Beobachtung:
- Mimische Veränderungen (auch subtile)
- Körperspannung und -haltung
- Atmungsveränderungen
- Lautäußerungen und deren Qualität
- Veränderungen der Hautfarbe
Wie kann ich mit stereotypen oder repetitiven Verhaltensweisen umgehen?
Stereotype Verhaltensweisen haben oft eine Bedeutung oder Funktion für die Person:
- Beobachten Sie das Verhalten genau, ohne es sofort zu unterbreche
- Greifen Sie es durch nonverbale Synchronisation auf (machen Sie es inähnlicher Weise mit)
- Versuchen Sie zu verstehen, welche Funktion es haben könnte(Selbststimulation, Spannungsabbau, Kommunikationsversuch)
- Bieten Sie bei Bedarf alternative Handlungsmöglichkeiten an
- Respektieren Sie, dass diese Verhaltensweisen Sicherheit geben können
Welche besonderen Situationen werden im Training thematisiert?
Im Training werden herausfordernde Situationen behandelt wie:
- Umgang mit starken Emotionen (Angst, Trauer, Wut)
- Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe, Rufen oder aggressives Verhalten
- Kommunikation mit sehr stark eingeschränkten Patienten
- Beziehungsaufbau bei Wahrnehmungs- und Reizverarbeitungsstörungen
- Kontaktgestaltung in Phasen der Desorientierung
Wie kann ich mit aggressivem oder abwehrendem Verhalten umgehen?
Aggressives oder abwehrendes Verhalten entsteht oft aus Überforderung, Angst oder Unverständnis:
- Bleiben Sie ruhig und achten Sie auf Ihre eigene Körpersprache
- Nehmen Sie Abstand und geben Sie der Person Raum
- Reduzieren Sie Reize und Anforderungen
- Erkennen Sie frühzeitig Anzeichen von Stress oder Überforderung
- Achten Sie auf sensorische Koordination (nicht von hinten ansprechen, nicht mehrere Reize gleichzeitig)
- Suchen Sie nach möglichen Auslösern (Schmerzen, Unbehagen, Reizüberflutung)
Training und Implementierung
Wie ist das KoW®-Training aufgebaut?
KoW®-Basis-Training (2 Tage):
- Grundlagen des nonverbalen Dialogs
- Mimik, Gestik, Blickverhalten
- Emotionserkennung und Schmerzidentifikation
- Patientengerechte und ressourcenorientierte Interaktion
- Eindeutige Körperorientierung für Zu- und Abwendung
- Berührung zur Kontaktaufnahme
- Wahrnehmungsverarbeitung und sensorische Koordination
KoW®-Anwender-Training (2 Tage):
- Nonverbaler Beziehungsaufbau durch Synchronisation
- Verhaltensbeobachtung und nonverbaler Umgang mit stereotypen Verhaltensweisen
- Räumliche Zonen im Kontakt
- Atembasierte dialogische Begleitung
- Basale Wahrnehmungsbereiche
- Erkennen subtiler Interaktionszeichen
KoW®-Experten-Training (2 Tage):
- Die Stimme im Dialog mit dem Patienten
- Kommunikativer Umgang mit Vokalisierungen
- Effektive Informationsübermittlung durch multimodales Verdichten
- Prozesshaftes Erfassen nonverbaler Bedürfnisäußerungen
- Koordination komplexer Interaktionen
Kann nonverbale Kommunikation wirklich erlernt werden?
Wie kann ich KoW® in meiner Einrichtung implementieren?
- Sensibilisierung: Einzelne Mitarbeitende besuchen KoW®-Trainings und tragen das Wissen in die Einrichtung
- Inhouse-Schulungen: Durchführung von Trainings für alle Mitarbeitenden
- Integration in Pflegestandards: Aufnahme nonverbalerKommunikationskompetenzen in Pflegeleitbilder und -standards
- Begleitung: Supervision und Fallbesprechungen zur Unterstützung bei der Umsetzung
Warum profitieren Pflegekräfte in der aktuellen Situation des Pflegenotstands von dieser Weiterbildung?
- Effizienzsteigerung: Nonverbale Kommunikation ermöglicht einen schnelleren Zugang zu Patienten und hilft, Bedürfnisse und Emotionen auch bei sprachlich eingeschränkten Personen zuverlässiger zu erkennen
- Emotionale Entlastung: Verbesserte Beziehungsgestaltung beugt Überforderung und Burnout vor
- Sicherheit im Handeln: Größeres Vertrauen in die eigenen Fähigkeitenreduziert Stress
- Steigerung des Patientenwohls: Besonders in der Palliativpflege und Demenzbetreuung wird die Beziehungsebene gestärkt
Welchen wirtschaftlichen Nutzen hat die Investition in nonverbale Kommunikationskompetenzen?
- Reduzierung von Stress und Konflikten im Pflegealltag
- Verringerung von herausforderndem Verhalten und damit verbundenemMehraufwand
- Erhöhte Arbeitszufriedenheit und verringerte Fluktuation
- Bessere Pflegequalität und Patientenzufriedenheit
- Professionelleres Auftreten gegenüber Angehörigen
- Höhere Effizienz bei Pflegehandlungen durch verbesserte Kooperation
Wissenschaftliche Grundlagen
Welche wissenschaftlichen Grundlagen hat KoW®?
- Dialogisches Prinzip von Martin Buber (2006)
- Bindungstheorie und frühe Mutter-Kind-Interaktion (Stern, 1998)
- Neurobiologische Grundlagen der Spiegelneuronen (Bauer, 2006)
- Emotionspsychologie und nonverbale Kommunikationsforschung
- Embodiment-Forschung
- Gerontologie und Demenzforschung
- Palliativpflege
- Entwicklungspsychologie
Warum funktioniert intuitive Kommunikation bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen oft nicht?
Für intuitive Kommunikation und Empathie brauchen wir einen gemeinsamenHandlungs- und Bedeutungsraum. Bei kognitiven Einschränkungen fallen Menschen oft aus diesem gewohnten Raum heraus. Unsere intuitiven Spiegelsystem werden weniger aktiviert, wenn:
Weitere Informationen
Trainingsangebote und Organisation
Kann ich das Training auch online absolvieren?
- Umfasst 8 Unterrichtsstunden
- Ist für flexibles Lernen zu Hause konzipiert
- Eignet sich besonders für Lern-Tandems oder individuelles Lernen
- Basiert auf Elementen des umfassenderen Präsenztrainings
Was ist der Unterschied zwischen dem Präsenztraining und dem Online-Kurs?
Präsenztraining:
- Persönlicher Kontakt zu Trainer und anderen Teilnehmenden
- Praktische Übungen und direkter Austausch in einer realen Umgebung
- Intensivere Schulung durch interaktive Elemente wie Übungen undFallbesprechungen
- Umfassendere Kompetenzentwicklung durch unmittelbares Feedback
Online-Kurs:
- Flexibles Lernen zu Hause oder im Unterricht
- Videos und Übungsaufgaben für selbstständiges Erarbeiten der Inhalte
- Ideal, wenn zeitliche oder örtliche Flexibilität benötigt wird
- Geeignet für den Einstieg oder zur Auffrischung
Wie groß sind die Trainingsgruppen und warum?
- Individuelle Betreuung und persönliches Feedback
- Ausreichend Gelegenheit für praktische Übungen
- Schaffung einer vertrauten Lernumgebung
- Sicherstellung der Trainingsqualität
Welche räumlichen und technischen Voraussetzungen sind für ein Präsenztraining erforderlich?
Räumliche Anforderungen:
- Ein ausreichend großer Raum mit Bewegungsfreiheit für Übungen
- Flexible Bestuhlung (vorzugsweise U-Form ohne Tische)
- Ruhige Atmosphäre für konzentriertes Arbeiten
Technische Ausstattung:
- Beamer oder Großbildschirm sowie ein Laptop
- Audiosystem für die Wiedergabe von Audioinhalten
- Flipcharts, Whiteboards und Moderationsmaterialien
Wie wird die Qualität des KoW®-Trainings sichergestellt?
Die Qualitätssicherung umfasst:
- Wissenschaftlich belegte Wirksamkeit: Validierte Studienergebnisse als Basis für das didaktische Konzept
- Hochqualifizierte Trainer: Persönlich von Dr. Steinmetz ausgebildet mit regelmäßiger Supervision
- Systematische Feedbackkultur: Auswertung von Teilnehmerfeedback zurkontinuierlichen Verbesserung
- Methodisch-didaktisches Vorgehen: Systematischer Wechsel zwischenKompetenzerwerbung und -anwendung
- Praxisorientierung: Integration von Transferübungen und gezielten Reflexionsphasen
Wo kann ich mehr über KoW® erfahren und mich für Trainings anmelden?
- Aktuelle Trainingstermine für Einzelteilnehmer
- Möglichkeiten für Inhouse-Schulungen
- Materialien und Literatur
- Anwendungsbeispiele aus der Praxis
- Kontaktmöglichkeiten für individuelle Beratung