🤐„Manche Menschen glaubten fest, ich verstünde sie nicht, ja sie taten, wenn sie einmal begriffen hatten, dass ich stumm war, sogar so, als wäre ich damit für sie gestorben. So etwas bemerkte ich daran, dass sie mich gar nicht mehr oder nur noch sehr flüchtig anschauten, es war, als existierte ich nicht mehr.“
Wenn es jemandem die Sprache verschlägt…
z.B.
– dem mutistischen Kind
– dem Menschen nach Schlaganfall,
– in tiefer Depression,
– mit fortgeschrittener Demenz,
– aber auch bereits bei einer Kehlkopfentzündung
… dann erlebt er genau dies:
Wer keine Stimme mehr hat, wird buchstäblich nicht mehr gesehen. Er verliert sozusagen sein Ansehen.
Sozialer Ausschluss beginnt dort, wo der Blick verweigert wird.
Und ist schmerzhafter als reale Isolation*
Wie kann der Nicht-Sprechende dennoch integriert werden?
Hierzu weiter aus Ortheil: Die Erfindung des Lebens:
„Der Zeitschriftenhändler war einer der wenigen Menschen in unserer Umgebung, der mich nicht anders behandelte als die anderen Kunden:
Schwungvoll kommentierte er meine Wahl, indem er sich selbst fragte, warum ich gerade diese und nicht eine andere Zeitschrift gewählt hatte, und trocken und knapp beantwortet er seine eigenen Fragen, in dem er zwei oder drei Gründe aufzählte.
Das, fand ich damals, war genau die richtige Art, mit meinem Stumm sein umzugehen, denn der Zeitschriftenhändler beachtet es nicht weiter und erwähnt es nie, sondern tat so, als würde ich in ein paar Tagen wieder reden. Genau dies aber war mir am liebsten, denn es stempelte mich nicht ab und ließ mir die Hoffnung, alles könnte irgendwann einmal besser werden.“
Der Körper spricht immer.
Seine Sprache kann sich verändern, aber solange er lebt, verstummt er nie. Mit ihm können wir in Dialog treten. Immer.
➡️ Mit #KommunikationOhneWorte trainieren wir Gesundheitsberufe darin, die Körpersprache ihrer Patienten zu verstehen und darauf zu antworten. Damit Verstummen nicht Vereinsamen bedeutet.
* Cole, S.W. (2009). Social Regulation of Human Gene Expression. Current Directions in Psychological Science.18(3):132-137.