Momente der Begegnung – eine persönliche Erfahrung im Hospiz:
Versöhnung bahnen
Vor zehn Jahren brach der Kontakt ab, jetzt will die Tochter zu Besuch kommen. – Wie geht es ihm damit? „1000 Gedanken schießen durch den Kopf. Kommt sie wegen des Erbes? Oder wegen mir?“
Hier liegt eine Entscheidung vor ihm: welche Haltung will er verfolgen, denn sie wird sein Verhalten beeinflussen. Das versteht er sofort: „Stimmt, so habe ich das noch nie gesehen.“
Welche Variante würde er sich wünschen? „Dass sie meinetwegen kommt.“ Und wie würde er sich dann verhalten? „Die Arme ausbreiten und sagen: Schön, dass du da bist.“ Sein Gesicht leuchtet. Und was wünscht er sich weiter? „Dass Nähe entsteht.“ Wie kann diese entstehen? „Indem ich mich für sie interessiere.“ Und wie könnte es schiefgehen? „Wenn ich ihr Vorwürfe mache. Will ich aber nicht, ich will nicht in der Vergangenheit kramen, ich will das Jetzt leben. – Aber wenn sie mir Vorwürfe macht?“ Was könnte da kommen? „Du hast Mutter im Stich gelassen.“ Und, stimmt das? Nachdenken, dann: „Ja.“ Dann sagen Sie es. Pause. „Das wird ein schwerer Tag.“
Ja, das ist nicht leicht. Wenn Sie aber Fehler eingestehen, kann der Bruch endlich heilen. Stille. Nachsinnen und dann: „Ich freue mich so auf meine Tochter!“ Eindeutig.