Momente der Begegnung – eine persönliche Erfahrung im Hospiz:

Verbindung wiederfinden

Ganz still ist er heute, als ich zu ihm komme, in sich gekehrt. Schaut vor sich hin und schweigt. Als ich merke, wie wortkarg er ist, schweige ich ebenfalls. Dann beginne ich zu summen, wie absichtslos, aber in der Hoffnung, dadurch eine wohltuende Atmosphäre zu kreieren. Und schließlich redet er doch: Ob es denn jemanden geben werde, der um ihn trauern wird, wenn er tot ist. Alle wollen nur sein Geld. Auch bei seinem Sohn sei er sich nicht sicher. Wie er darauf kommt? Sein Sohn werfe ihm manches vor, er hätte zu wenig Zeit mit der Familie verbracht. Und was meine er selbst dazu? Ja, da gibt er ihm Recht. „Da kann man nichts mehr ändern.“ „Ja, in der Vergangenheit wohl nicht, aber doch in der Gegenwart“, sage ich. Und rege an, darüber mit seinem Sohn sprechen. Das scheint ihn zu erreichen. Wie mutig es von ihm ist, Lebensentscheidungen in Frage zu stellen, sage ich ihm noch.

Und mir wird bewusst, wie sehr dieser Mann sich gerade öffnet und wie er Vertrauen zeigt. „Das berührt mich“, sage ich ihm und erzähle ihm noch, wie ich mich von ihm verabschieden werde, wenn er vor meinem nächsten Besuch verstorben sein sollte. Da treten ihm Tränen in die Augen: es ist eine Verbindung entstanden.