??Momente der Begegnung – ein persönliches Erlebnis im Hospiz:

Stellvertretende Hoffnung Ganz aufgelöst empfängt sie mich:

„Haben Sie schon gehört, ich soll noch mal ins Krankenhaus zur Untersuchung, vielleicht habe ich gar keinen Krebs.“ Doch da ist keine Freude in ihrem Gesicht, nur Panik. – Warum? „Ich kann doch gar nicht alleine leben, da stürze ich wieder völlig ab.“

Zum ersten Mal spricht sie ihre Suchterkrankung offen an: Seit ihrem 13. Lebensjahr habe sie sich über Alkohol und Cannabis das Gefühl von Geborgenheit geholt, das ihr in ihrer Familie so gefehlt hat. Dass sie emotional hoch fragil ist, war in den vergangenen Monaten deutlich geworden. Doch jetzt wirkt sie wie eine Maus in der Falle, ohne Perspektive. Diese versuche ich ihr nun wieder zu öffnen. Dazu gehören auch Möglichkeiten, um aus der Sucht herauszufinden und Orte, an denen sie in Gemeinschaft leben kann.

Irgendwann glimmt etwas in ihr auf: „Vielleicht ist dies ja die Chance meines Lebens, all das Verkorkste doch noch einmal auf neue Füße zu stellen.“ Und als es dann bald darauf darum geht, die nächsten realen Schritte zu unternehmen, ist sie voller Bereitschaft und Hoffnung auf einen Neuanfang. Stellvertretende Zuversicht für einen anderen ist manchmal so wichtig, um verlorene Hoffnung wiederzufinden.