Viele Pflegepersonen und Betreuungskräfte ebenso wie pflegende Angehörige erleben es täglich: Die Kommunikation mit Demenzkranken fühlt sich an, als stünde man vor einer verschlossenen Tür. Es ist, als würde die Krankheit eine unsichtbare Barriere schaffen. Sie kennen vielleicht diese Momente der Hilflosigkeit, in denen Worte nicht mehr durchdringen. Stattdessen entsteht eine Distanz, und es scheint unmöglich, in Kontakt zu treten. Diese Hilflosigkeit und Frustration ist in der Pflege allgegenwärtig, besonders beim Fortschreiten der demenziellen Erkrankungen.

Oft stellt sich die Frage: Wie kann man durch diese Tür treten? Kann man wirklich noch eine Verbindung aufbauen? 🔑 Vielleicht gibt es Techniken, die wir bisher übersehen haben…

Aber manchmal beginnt der Weg zur Lösung nicht mit Worten, sondern mit etwas, das tiefer geht, was Sie seit Ihrer Geburt in sich tragen – etwas, das uns durch diese Tür führen kann.

Warum nonverbale Kommunikation der Schlüssel bei Demenz sein kann

In der Pflege oder Betreuung von Demenzkranken werden Sie oft feststellen, dass die Möglichkeiten, sich über verbale Kommunikation zu verständigen, mit zunehmender Schwere der Erkrankung abnimmt. In diesen Momenten ist die gezielte Verwendung der nonverbalen Kommunikation eine überraschend wirkungsvolle Methode. Sie können durch Gesten, Mimik und Berührungen eine Brücke schlagen, die die verbale Sprache allein nicht mehr schafft.

Ein Beispiel aus der Praxis: Selbst in den fortgeschrittenen Stadien von Demenz zeigt sich oft, dass ein Blick, der durch Apathie wie eingefroren schien, wieder geweckt werden und starke Reaktionen hervorrufen kann. Diese Art der Kommunikation ist intuitiv und bleibt oft auch dann erhalten, wenn im Verlauf der demenziellen Erkrankung das Verständnis für Worte schwindet. 🌟

Für Pflegende oder Betreuende ist es entscheidend, die Kraft dieser nonverbalen Kommunikation bei Demenz zu erkennen, sie nicht nur per Zufall, sondern gezielt einzusetzen. So können Sie nicht nur die Demenzkranken, sondern auch sich selbst in stressigen Situationen entlasten.

Was aber ist der erste Schritt, um diese Brücke zum Gegenüber zu bauen? Vielleicht ist es der Klang Ihrer Stimme, der einen entscheidenden Unterschied machen kann…

Die Stimme: Der erste Schlüssel zur Verbindung

Die Stimme ist der wichtigste Schlüssel, um eine Verbindung zu Demenzkranken herzustellen. Durch die Stimme wird der Raumsinn eines Menschen mit Demenz angesprochen, und Sie können sich behutsam in seine Welt einfädeln. Ein ruhiger, warmer Tonfall vermittelt Sicherheit und Geborgenheit, auch wenn die Person die Inhalte der verbalen Kommunikation nicht mehr versteht.

Gerade in der Pflege und Betreuung können Sie mit Ihrem Tonfall viel bewirken. Ein bewusst eingesetzter Stimmklang, ergänzt durch kurze Sätze, kann oft viel mehr bewirken als lange Erklärungen. Denn Sie transportierst immer Gefühle und Einstellungen durch den Klang der Stimme – sei es Gelassenheit oder Frust, Offenheit oder Stress. 🌿

Aber was passiert, wenn der Blickkontakt gesucht werden muss, weil der Demenzkranke die akustische Ansprache nicht richtig einordnen kann? Das merken Sie, wenn er Ihnen den Kopf nicht zu wendet. Lassen Sie uns also sehen, wie Sie den Blickkontakt als nächsten Schlüssel nutzen können.

Der Blickkontakt: Wie der Blick Klarheit und Sicherheit schafft

Nachdem die Stimme die Verbindung aufgebaut hat, ist der Blickkontakt der nächste Schritt, um den Zugang zur Welt des Demenzkranken zu finden. Oft kann sich der Mensch mit Demenz nicht mehr aktiv durch Blickkontakt zuwenden, weil er das akustische Signal nicht einordnen kann. Hier sind Sie gefragt, um den Kontakt über den Blick herzustellen.

Dafür treten Sie zuerst einmal in das Blickfeld des Demenzkranken. Wenn seine Augen immer noch ins Leere gerichtet sind, dann stimmen Sie die Höhe ab und suchen den Blick aktiv. Erst dann können viele, die im Tunnelblick gefangen scheinen, wieder Blickkontakt erleben. Durch den Blickkontakt können Sie Vertrauen schaffen und emotionale Nähe aufbauen.

In der nonverbalen Kommunikation stellen wir uns bewusst auf den jeweiligen Menschen ein, finden das, was im Augenblick zu ihm passt, erkennen an seinen Reaktionen, was er versteht und wie es ihm geht. So bauen wir eine Brücke über die Körpersprache, um den Zugang zur inneren Welt des Demenzkranken zu öffnen. 👀

Doch wie setzen Sie diesen behutsamen Kontakt über die Berührung fort, ohne zu erschrecken?

Berührung als Mittel der nonverbalen Kommunikation

Die Berührung ist der unmittelbarste Kontakt zwischen zwei Menschen. Sie ist einer der letzten Schlüssel, denn sie ist so direkt, dass der Demenzkranke ihr nicht mehr ausweichen kann. Daher ist es wichtig, sie erst dann einzusetzen, wenn der Kontakt über die Stimme und den Blick bereits vorbereitet ist.

Eine ruhende Berührung kann Klarheit und Sicherheit vermitteln, wenn sie mit Bedacht eingesetzt wird. Sie können durch die nonverbale Kommunikation über die Berührung der Hände oder den Arm viel ausdrücken – vor allem das, was Worte vielleicht nicht mehr schaffen. Sie bieten Orientierung und einen Ankerpunkt. So bauen Sie einen Weg der Nähe auf, ohne Angst oder Erschrecken zu erzeugen. 🤲

Mimik, Gestik und Körperhaltung: Der emotionale Ausdruck

Wenn Sie mit Demenzkranken arbeiten oder leben, wissen Sie sicherlich, wie wichtig nonverbale Kommunikation ist. Darüber können Sie eine tiefere Verbindung schaffen. Hier sind einige weitere Tipps, wie Sie bewusst Ihre Körpersprache einsetzt und die Signale der Erkrankten verstehen:

  1. Lächeln und Augenkontakt: Ein warmes Lächeln verbunden mit Augenkontakt kann Vertrauen aufbauen. 🌟
  2. Offene Körperhaltung: Halten Sie Ihre Arme offen und vermeiden Sie verdrehte Positionen. Das signalisiert eindeutige Zuwendung und Präsenz.
  3. Berührungen: Eine ruhige Berührung, wie das gegenseitige Halten der Hand, kann viel Nähe ausdrücken und Halt geben.
  4. Aber nicht nur Ihre Gesten sind wichtig. Auch das Verstehen der nonverbalen Signale der Demenzkranken ist entscheidend. Ein trauriger Gesichtsausdruck oder geballte Fäuste könnten Zeichen von Hilflosigkeit oder Frustration sein. Ein konkretes Beispiel: Wenn Maria, eine Demenzkranke, immer wieder ihre Hände reibt, könnte das auf Unruhe oder Unbehagen hinweisen. 🤔

Achtsamkeit und Verständnis für diese Signale ermöglichen es Ihnen, besser auf die Bedürfnisse der Betroffenen zu reagieren. Sie fragen dich sicher: Wie kann ich noch besser die Emotionen „lesen“?

Besonders die Mimik sagt oft mehr als Worte. Ich zeige Ihnen, wie Sie diese Signale verstehen können, um einen tieferen Einblick in die innere Welt der Demenzkranken zu gewinnen. 🌼

Wie man Emotionen in Gesichtern „lesen“ kann

Demenz verändert die Fähigkeit der Betroffenen, sich verbal auszudrücken. Daher ist die nonverbale Kommunikation oft der Schlüssel, um die Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen. Wie können wir die Emotionen in den Gesichtern von erkrankten Menschen „lesen“? Hier einige Tipps:

  1. Augenbewegungen: Ein ruheloser Blick kann auf Unruhe und Angst hinweisen, während ein fixierter Blick oft Interesse signalisiert. Erst wenn Sie und Ihr demenzkranker Patient miteinander im Blickkontakt sind, können Sie sicher sein, dass er für das, was Sie ihm sagen, aufmerksam ist.
  2. Mund und Lippen: Das Zusammenpressen der Lippen kann auf Ärger oder Anspannung hindeuten.
  3. Gesichtsausdruck: Achten Sie auf subtile Veränderungen – selbst ein kurzes Lächeln kann Freude oder Zustimmung bedeuten, zusammengezogenen Augenbrauen zeigen oft Unbehagen und sich aufbauenden Ärger.

Ein Beispiel aus der Praxis: Herr Müller, ein Mensch mit Demenz, zeigte oft einen ängstlichen Gesichtsausdruck, wenn neue Menschen in den Raum kamen. Ein gezieltes Ansprechen verbunden mit stabilem Blickkontakt und dem gegenseitigen kraftvollen Halten der Hände halfen, seine Angst zu lindern. 🌼

Diese Fähigkeit, die nonverbalen Signale zu verstehen, öffnet die Tür zur inneren Welt der Betroffenen. Doch wie setzten Sie diese Techniken im Alltag praktisch um? 🌟

Praxisbeispiele: Wie die Tür zur Kommunikation geöffnet werden kann

Die nonverbale Kommunikation ist ein mächtiges Werkzeug, besonders in der stadiengerechten Kommunikation mit Demenzkranken. Hier sind einige praktische Schritte und Beispiele, wie Sie diese Techniken im Alltag anwenden können:

  1. Blickkontakt: Halten Sie den Blickkontakt, um Aufmerksamkeit und Interesse zu zeigen. Wenn Frau Schmidt nervös ist, hilft ein ruhiger und beständiger Blick, ihre Unruhe zu mildern. 👀
  2. Stimme: Verwenden Sie eine ruhige Stimme. Oftmals zeigen wir die Tendenz, zu laut zu sprechen, wenn Menschen auf unsere Ansprache keine Reaktion zeigen. Ihr Problem ist aber in der Regel nicht die Schwerhörigkeit, sondern vielmehr eine Unfähigkeit, die Ansprache auf sich zu beziehen. Sprechen Sie in einem natürlichen Tonfall. Würden Sie so auch mit Nachbarn oder Bekannten sprechen? Oder ist Ihr Tonfall künstlich?
  3. Berührung: Eine ruhende Berührung, wie das Halten der Hand, kann Sicherheit und Trost vermitteln. Herr Mayer reagiert entspannt, wenn eine Hand an seinem Unterarm ruht. Fängt man jedoch an, diese auf und ab zubewegen, gerät er in Unruhe.
  4. Gestik: Unterstützen Sie Ihre Worte mit klaren, einfachen Gesten. Ein Nicken, wenn Sie zustimmen, oder das Zeigen auf einen Gegenstand können die Verständigung erleichtern. Diese Gesten sind grundsätzlich ein Teil unseres intuitiven Repertoires. Allerdings brauchen wir Training, um sie gezielt einsetzen zu können und überflüssige Bewegungen zu vermeiden.

Das Grundprinzip der Validation ist ein hilfreicher Ansatz in der Kommunikation. Validation meine die Anerkennung des Gefühls eines anderen Menschen: Frau Müller, die an Alzheimer leidet, beruhigt sich, wenn man ihr die Angst nicht ausredet, z.B. „Beruhigen Sie sich“, sondern ihre Gefühle anerkennt, anstatt sie zu korrigieren. Das kann man mit Worten tun: „Das macht Ihnen gerade Angst“, und die Worte mit Körpersprache untermalen, indem man ihr Halt über den Blick und die Hände bietet.

Die Anwendung dieses Ansatzes führt zu mehr Verbindung mit Demenzkranken, selbst in schwierigen Situationen. Diese neuen Vorgehensweisen führen zu positiven Veränderungen – weniger Frustration, mehr emotionale Verbindung und eine bessere Pflegequalität. 🌟

Positive Veränderungen durch nonverbale Ansätze

Die Anwendung der nonverbalen Kommunikation bringt erstaunliche positive Veränderungen mit sich. Hier einige der Resultate, die Sie erwarten können:

  1. Weniger Frustration: Durch Gesten, die Klarheit und Sicherheit stiften, wird der Alltag für Menschen mit Demenz gelassener und angenehmer. Dadurch werden Frust und Unruhe erheblich reduziert.
  2. Mehr emotionale Verbindung: Ihre gelingenden Bemühungen, die Welt des Betroffenen zu verstehen und darauf einzugehen, schaffen eine tiefere emotionale Bindung. Dies stärkt das Vertrauen und die Sicherheit der Pflegenden – Fachpersonen wie Angehörigen – und der Menschen mit Demenz. 💞
  3. Weniger Verhaltensauffälligkeiten: Wenn Sie frühzeitig in der Körpersprache des Menschen mit Demenz erkennen, dass ihn eine Tätigkeit in Stress bringt, dann können Sie diese schnell modifizieren. So beugen Sie Verhaltensauffälligkeiten und Gefühlsausbrüchen vor.
  4. Bessere Pflegequalität: Wenn Sie kommunikative Techniken beherrschst, die auf der Haltung der Validation beruhen, verbessert sich die Pflegequalität deutlich. Sie erkennen und reagieren besser auf die Bedürfnisse der Demenzkranken. Denn so, wie wir alle, wollen auch sie im Kern akzeptiert und verstanden werden.

Ein Fallbeispiel: Herr Bauer, der sich oft zurückzog, öffnete sich, als seine Pflegeperson den Blickkontakt aufbaute, bevor sie ihn versorgte. Er begann sogar einzelne Worte zu sagen, obwohl er schon lange als verstummt galt. Das war für die Angehörigen eine beglückende Erfahrung.

Wollen Sie wissen, wie Sie diese Fähigkeiten noch weiter verbessern kannst? Wie können Weiterbildung und nachhaltige Anwendung Sie darin unterstützen, die Tür zu Menschen mit Demenz dauerhaft offen zu halten. 🌟

Der nächste Schritt: Weiterbildung und nachhaltige Anwendung

Nonverbale Kommunikation ist eine unbewusst erlernte Kompetenz, die wir durch Beziehungserfahrungen in unserer Kindheit und Jugend erwerben. Um diese Fähigkeit weiterzuentwickeln, benötigen wir spezifische Trainings, in denen Mikro-Skills geübt werden, die sofort in der Praxis anwendbar sind. Auch der Perspektivwechsel ist entscheidend: Es hilft uns zu verstehen, welche nonverbalen Kommunikationsweisen welche Reaktionen hervorrufen und wie sie wirken.

Das Konzept Kommunikation ohne Worte- KoW® entstand vor 25 Jahren aus der praktischen Arbeit mit kognitiv eingeschränkten Menschen. Es wurde wissenschaftlich evaluiert und seine Wirksamkeit bestätigt (Steinmetz, 2016). Im Vergleich mit anderen Konzepten wie der Validation, die nach Naomi Feil entwickelt wurde, fokussiert sich dieses Konzept vollständig auf die Körpersprache und differenziert deren unendliche Möglichkeiten. Sie werden staunen, was Sie alles an Möglichkeiten in sich tragen!

Ähnlich wie beim Tanzen können wir eine geschmeidige, geschickte und leichtgängige nonverbale Kommunikation mit Demenzkranken Schritt für Schritt erlernen.

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