Immer wieder reißen ihre Sätze ab, laufen ins Leere. Sie will etwas sagen, kann es aber nicht.

Als ich sie vor zwei Monaten kennenlernte, geriet sie darüber jedes Mal im Stress und brach sogar den Kontakt ab. 

Daher suchte ich nach Begegnungen fast ohne Worte: manchmal in gemeinsamer Betrachtung, manchmal mit Gesten oder auch Berührungen, die sie sehr genoss. Wir fanden andere Wege, miteinander zu sein, wurden einander vertraut.

Als ich heute zu ihr komme, hat sie große Lust, zu erzählen. Hin und wieder fließen einige Sätze, dann wieder reißen sie ab, ‚naja’. Und ich merke, etwas hat sich verändert: Sie hat mehr Geduld mit sich, lässt sich Zeit, wartet, ob ihr das Wort noch einfällt. Dabei unterstütze ich sie, indem ich ihr die zuletzt gesagten Worte nochmals anbiete. Dann nimmt sie neuen Anlauf… und findet hin und wieder sogar das fehlende Wort oder sagt: ‚naja‘.

Am Ende krönt sie unser Beisammensein mit einer punktgenauen Bemerkung, und der Witz leuchtet ihr dabei aus den Augen: „In letzter Zeit scheine ich meine Sätze häufiger mit ‚naja’ zu beenden“. Da muss ich lauthals lachen und bin voller Bewunderung dafür, welche Wege sie gefunden hat, mit ihrer Lücke gelassen umzugehen.