„Die machen hier alles falsch“, sagt sie und zeigt auf ihr Bein, der Blick misstrauisch. Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet, merke aber, dass Fragen sie überfordern würden. Also signalisiere ich Zustimmung: „Das ist nicht gut!“ Sie nickt. Zwei, drei ähnliche Sätze folgen und sie merkt, dass sie verstanden wird. 
Dann auf einmal: „Sterben ist gar nicht so einfach.“ – Plötzlich ist der Nebel verflogen und sie mitten im Thema. 
Kurz überlege ich, ob sie nun eine Frage versteht, dann probiere ich es aus: „Was ist nicht einfach?“ Pause. Dann: „Das Schöne loslassen.“ „Da gab es also Schönes in Ihrem Leben.“ „Ja, und das will ich festhalten.“ 

Geht es wirklich nur darum, loszulassen? Ist all das erlebte Schöne nicht auch in ihr, Teil ihres Seins?, frage ich mich. 

Dieser Gedankengang würde ihr Denkvermögen wahrscheinlich übersteigen, also möchte ich sie ihn erleben lassen. Und stimme ein Lied an: „Rote Rosen aus Athen“. Ein Lächeln zieht in ihrem Gesicht auf und mit brüchiger Stimme singt sie: „…sagen dir, komm recht bald wieder.“

Das Lied bringt Erinnerungen und Gefühle mit sich, alle Teil ihres Lebens, in ihr versammelt. Diese wiederzufinden, macht sie glücklich.