?? Moment der Begegnung – ein persönliches Erlebnis im Hospiz:

Lebenswertes Leben? Die Metastase am Hals, der Luftröhrenschnitt, die Sonde am Bauch.

Laufen kann er auch nicht mehr. Sein Gehör lässt immer mehr nach, er hat Mühe, zu artikulieren. Und all das mit Mitte 50. Aber schaut man in seine Augen, dann sieht man Lebendigkeit, Interesse und Kraft. Und wer ihm zuhört, erfährt die Hintergründe: Ja, da ist vieles unangenehm, aber er lasse nicht zu, dass seine Gedanken dadurch gefangen genommen werden. Wie? Er mache sich seine Wahlmöglichkeiten bewusst: So ist beispielsweise alleine zu essen mühsam, dauert sehr lange. Aber er wählt dies, weil die Selbständigkeit ihm gut tut.

Und er realisiert, dass er immer noch etwas bewirken kann: In Gesprächen mit anderen Menschen, die sich etwas zu Herzen nehmen, was er gesagt hat. Auch jung Auszubildende, die dadurch etwas für ihr Leben mitnehmen. Ich glaube, es ist vor allem seine Haltung: sein konsequentes Ja zum Leben, die Fähigkeit, seine Möglichkeiten zu fokussieren, die ein lebendiges Vorbild sind. Und diese innere Stärke lebt er, vollkommen glaubwürdig. Ja zum Leben sagen, macht dieses lebenswert, lerne ich von ihm. Er ist einer der ganz seltenen, besonderen Menschen, deren Licht mitten im Leid aufstrahlt.