Eine ungemein fragile Person ist sie, immer wieder von Luftnot gepeinigt. Auch emotional leicht erregbar. Und wenn dies geschieht, stockt ihr noch mehr der Atem. Selbst als Außenstehende ist es dramatisch, dies mitzuerleben.

Gleichzeitig jedoch ist in ihr so vieles ungelöst, lässt sie aufgewühlt sein und drängt an die Oberfläche.

Es ist ein Balanceakt: ihr Mut zu machen, das auszusprechen, was sie bewegt. Gleichzeitig darauf aufzupassen, dass sie körperlich nicht in Not gerät. Und in allem zu wissen, dass wir keine Zeit haben für lange Prozesse.

Die leitende Frage ist: Was kann ihr helfen, Frieden zu finden?

Dicht neben ihr am Bett sitzend halte ich ihre Hand, immer bereit, über Berührungen den körperlichen Stress wieder zu lösen.
Während sie spricht, beginne ich zu bündeln und vor allem ihre Emotionen zu benennen, helfe ihr, sich zu sortieren und zu regulieren, passe auf, dass das Maß für sie verträglich ist.
Und tatsächlich scheint sie dadurch innerlich mehr zur Ruhe zu kommen.

Dann geht es irgendwann auch darum, den Blickwinkel zu erweitern.
Als sie mir erzählt, wie frustrierend die letzten Jahre ihrer Beziehung waren, wie sehr sie daran gelitten hat, stellt sich mir die Frage, wie sie mit den kritischen und schier unlösbaren Themen umgehen, wenn ihr Mann jetzt zu Besuch kommt. Denn das tut er.

Die Themen spart sie aus. Und dennoch sehe ich in ihrem Gesicht Ablehnung, wenn sie von ihm spricht.
Also stelle ich ihr die Frage: „Gibt es noch irgendetwas an Gutem, was Sie mit Ihrem Mann verbindet?“
Das scheint ein völlig neues Licht auf ihre Situation zu werfen und nachdenklich schaut sie mich an: „Da werde ich gut drüber nachdenken.“

Frieden finden – wie wichtig ist dies am Ende des Lebens. Wie hart arbeitet sie daran!

Es zeigt mir, dass wir Menschen das Bedürfnis haben, unser Leben zu einem guten Abschluss zu bringen. Vielleicht, um uns leichter davon verabschieden zu können?