Momente der Begegnung – eine persönliche Erfahrung im Hospiz:

einen Schutzraum schaffen

Ganz fragil und schwach ist sie, gestern wurde sie erst aufgenommen, unbedingt wollte sie noch in ein Hospiz.
Und dann passt dort gar nichts für sie: alles ist zu laut, zu schnell, sie fühlt sich fremd.
Wir werden wenig Zeit haben. Wie können wir sie schnell verstehen lernen, so dass wir ihr einen Kontext schaffen können, in dem sie sich geborgen fühlt?

Genau das ist jetzt mein Vorhaben, als ich zu ihr gehe. Langsam bewege ich mich, spreche sehr leise, suche ihren Blick. Ihre großen blauen Augen schauen mich lange an, und ich stelle bewusst keine Frage, um sie nicht zu bedrängen. Sondern sage nur: „Ich bin da und habe Zeit mitgebracht.“ Dann sind wir still beieinander, irgendwann summe ich leise, immer ihr Gesicht beobachtend, ob ihr das auch wohltut. Eine vorsichtige Berührung an ihrer Hand führt zu einem entspannten Seufzer. Dann fragt sie mich auf einmal: „Wie war noch Ihr Name?“ Jetzt sucht sie die Verbindung, scheint in unserem Miteinander angekommen zu sein.

Das wird unsere Aufgabe sein im gesamten Team: mit größtmöglicher Zurückhaltung und dabei doch präsent bei ihr zu sein und ihr damit einen Schutzraum zu geben, in dem sie dann hoffentlich zur Ruhe finden kann.