Immer in Bewegung ist sie, unruhig, auf der Suche. 

Bei ihrem Einzug ins Hospiz fehlten ihr nach einem Schlaganfall nur die Worte, mittlerweile kann sie auch Gegenstände nicht mehr zuordnen: auf der Suche nach der Sonnenbrille wählt sie die Fernbedienung. 

Auf dem Flur begegnen wir uns heute, halten beide inne, schauen uns an. Ihr Gefühl steht ihr im Gesicht geschrieben, und ich sage: „Sie wirken bedrückt.“ Das bejaht sie nachdrücklich und ergänzt: “Ich habe mein Herz verloren und meine Seele.“ 
Wie erschütternd – und wie treffend hat sie in Worte gefasst, dass sie sich selbst keine Heimat mehr geben kann.

Aber wir vielleicht. Nicht im Gespräch, aber doch im Miteinander-Sein. 
So gehen wir nun gemeinsam langsam über den Flur, sitzen schweigend auf dem Balkon, schauen uns Fotos an – und Ruhe kehrt ein. 

Ganz zum Schluss, als ich mich verabschiede, legt sie, die sonst so distanziert ist, mir auf einmal den Arm um meine Taille. Und ich spüre sie, samt Herz und Seele.