„Was wollen Sie?!“ Gereizt schleudert sie mir diese Worte entgegen, als ich ihr Zimmer betrete. Da ich weiß, dass sie oft verwirrt ist, knüpfe ich an unsere letzte Begegnung an. Ihre Erwiderung: „Das hat doch gar nichts genützt! Außerdem: Ständig kommen hier Leute rein, das nervt!“ 
„Sie wollen Ihre Ruhe?“ frage ich und füge hinzu, dass ich ihr diese gerne lasse. 
Aber auch das gefällt ihr nicht: „Warum wollen Sie denn jetzt schon wieder gehen?!“ 
Es ist vertrackt, nichts scheint gerade für sie zu passen, und ich bin wohl der Katalysator dafür. 

Damit gut umzugehen, ist eine ziemliche Herausforderung: Ich könnte gleichbleibend sanft bleiben, ihre Gereiztheit abbügeln, würde sie damit aber nicht ernst nehmen. Oder aber ich könnte mich erklären und rechtfertigen. Auch könnte ich beleidigt das Zimmer verlassen. Dann jedoch würde ich ihre Worte persönlich nehmen. Dass diese nichts mit mir zu tun haben, ist jedoch aus deren Widersprüchlichkeit klar geworden. 

So versuche ich, sie in ihrer Gereiztheit ernst, diese aber nicht persönlich zu nehmen. Es ist ein wahrer Balanceakt. 

Irgendwann sagt sie schließlich: „Wie machen Sie das nur, so mit mir umzugehen? Ich kann mich ja selbst nicht aushalten.“

Ich atme tief durch: Endlich sind wir beieinander angekommen! Und sie beginnt sich weiter zu öffnen, genießt sogar meine körperliche Unterstützung bei ihrer knappen Atmung.

Als ich mich später verabschiede, kommen noch ein paar Worte von ihr: „Die Farbe Ihres Kleides, das ist dieselbe, wie bei meinem Lieblingsschal.“
Mich rührt dieser Brückenschlag, ihre Art und Weise, unsere Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen.

Möglicherweise wird sich eine ähnliche Episode auch bei unserer nächsten Begegnung wiederholen. Denn vielleicht geht es bei dieser Frau einfach nur darum, sie in ihrer tiefsitzenden Unzufriedenheit anzunehmen und diese mit ihr zu ertragen. Und womöglich kann sie sich manchmal sogar verflüchtigen.