Momente der Begegnung – eine persönliche Erfahrung im Hospiz:

Der Wert der Normalität

Letztens habe ihr eine Freundin eine Karte geschrieben mit den Worten „Alles Gute für deine lange Reise“. Das habe sie überhaupt nicht gut gefunden, das wolle sie doch noch gar nicht, sondern vielmehr, ihre Kraft wiederfinden, noch einmal in den Wald fahren, um dort die Herbststimmung zu genießen. „Unbedingt“, bekräftige ich. „Mit diesem Traum vor Augen leben und ihn verwirklichen, das gibt Kraft.“

Letztens habe sie vor dem Tor ihres Gartens gestanden, Angst gehabt, dort in Tränen auszubrechen. Dann sei sie doch hineingegangen und habe hier und da etwas gestutzt. Das sei gut gewesen. Dabei stehen ihr Tränen in den Augen.

Abschied und Trauer einerseits, Lebensfreude und Genuss andererseits, ganz dicht beieinander.

Auch das Treffen mit den Freundinnen bei einem Glas Sekt sei wunderschön gewesen, fährt sie fort.

Wie kostbar die Normalität doch ist, denke ich, spreche es dann auch aus. Und sie nickt nachdrücklich. Heimisch sein im Vertrauten, wenn rundherum alles wegbricht. Halt finden, um der allergrößte Veränderung menschlichen Daseins entgegengehen zu können.

Und wieder einmal werden mir die Bedeutungen des Lebens aufgezeigt. Danke.