Momente der Begegnung- ein persönliches Erlebnis im Hospiz:

Den Schrecken verwandeln und sich fallen lassen

Er hätte grässliche Albträume gehabt, so empfängt er mich. „Was denn genau“, frage ich. Er sei über die Brüstung gesprungen im 5.Stock, aber das sei doch überhaupt nicht sein Wunsch! – „Und dann?“ Nein, er sei nie unten aufgeprallt. „Sondern?“ Da hätte es immer einen Ast gegeben zum Festhalten. Aber darüber zu sprechen, sei ihm jetzt zu viel, er müsse sich hinlegen.

Und da kommt mir eine Idee: Den Traum einfach weiterträumen und selber gestalten, ihn dabei unterstützen. Und so wird aus dem Ast erst eine, dann viele Lianen, diese werden zu einem Netz, einer Matte, die trägt. Lila Blumen blühen, Vögel zwitschern. Und irgendwann liegt auch sein geliebter Hund neben ihm. Fast entrückt liegt er da in seinem selbst gewobenen Traum, und endlich fühlt er sich sicher. Mit Worten und Tönen vertiefe ich die Atmosphäre noch, in die er sich weiter und weiter fallen lässt.

Noch Wochen später schwärmt er von diesem Erlebnis: „Das war so schön!“ Und die Albträume seien seitdem auch nicht mehr aufgetreten.