Unruhig steht sie im Eingangsbereich. Fünf Monate lang hatte sie ihren Vater nicht besucht, die Angst war zu groß. Doch als sie erfuhr, dass er nun bald sterben würde, nahm sie sofort den nächsten Zug. Jetzt aber ist sie unsicher, ob sie das Zimmer betreten kann.

 

Also beginnen wir dort, wo sie ist: im Eingangsbereich, lernen uns kennen und sprechen über ihre Ängste. Irgendwann kommt der Moment, und wir gehen weiter, vorerst in den Wintergarten. Dort erzählt sie viel von der für sie herausfordern Beziehung: eng war sie, verwoben, so gegensätzlich die Charaktere. Das Ende ist dennoch unvorstellbar.

 

Dann ist sie so weit, und wir betreten gemeinsam das Zimmer des Vaters. 

Friedlich sieht er aus, und ich versuche, ihr dies erkennbar zu machen, Wirklichkeit gegen die Bilder der Angst zu stellen. Und Türen für das Miteinander zu öffnen: denn er kann sie wahrnehmen, obwohl er durch die Medikamente tief schläft.

 

Dann erleben wir etwas Wunderbares: als er ihre Stimme hört, öffnen sich seine Lippen sanft. – Seine Antwort auf die Anwesenheit der Tochter, deren Besuch er schon gar nicht mehr erhofft hatte? 

Und sie bleibt an seiner Seite, viele Stunden lang.

 

Brücken bauen: Das war wohl wohl meine Aufgabe heute.