Wie sie aufbegehrt gegen alles, was sie einschränkt: nicht nur die Krankheit, sondern auch die Umstände. Voller Luftnot und doch so kämpferisch ist sie. Sie liefert viele Argumente, will mich in Diskussionen verstricken, und ich oszilliere dazwischen, ihr den Sparring-Partner zu bieten, den sie braucht, um ihren Frust auszuagieren, aber ihr gleichzeitig auch immer wieder Verständnis auszudrücken, mich mit ihr zu solidarisieren. 
Und dann kommt auf einmal etwas ganz Persönliches: „Ich weiß doch nicht, wie lange meine Kräfte noch reichen, ich kann nichts mehr aufschieben, vielleicht wäre es das letzte Mal gewesen.“ Und: „Letztendlich versteht mich doch keiner, alle tun das ab, was ich sage.“ 

In diesem Moment spüre ich die existenzielle Einsamkeit des Menschen im Schmerz. Als ich ihr das sage, kommen mir die Tränen, Tränen, die sie schon lange nicht mehr weint. Mit großen Augen schaut sie mich an. Und wir beide spüren die Berührung zweier Seelen. In diesem einen Moment entsteht tiefe Verbundenheit, die über die individuelle Erfahrung hinausreicht.