Er lasse niemanden an sich heran, weise jeden wieder aus dem Zimmer. Und dabei bräuchte er unbedingt eine Schmerzpumpe für kontinuierliche Medikamentengabe, aber die hat er abgelehnt.

Mir ist klar, dass Schmerzen zu Rückzug führen. Was aber steckt hinter dieser Ablehnung?

Ich will es ihm leicht machen, mich einzulassen, also trete ich leise summend an sein Bett.
Als ich mich dann neben ihn setze, nickt er, sein Gesicht schmerzverzerrt. Da lege ich still meine Hand an seinen Arm. 
Da sein, ohne zu bedrängen, um hoffentlich einen Raum zu öffnen.

Dann beginnt er zu sprechen, stockend: „Ich kann nicht mehr. Am besten wäre jetzt die Pille zum Sterben.“
Und ich argumentiere nicht, sondern sage nur still: „Die Schmerzen könnten wir Ihnen nehmen.“ Ein leichtes Nicken. Dann beginnt er zu erzählen: „Im Krankenhaus, nach der Narkose, da war ich so verwirrt.“ Und ich ahne etwas und ergänze: „Das befürchten Sie wieder bei der Schmerzpumpe?“ Er nickt. 

Jetzt ist genügend Vertrauen zwischen uns gewachsen, dass ich sagen kann: „So etwas macht sie nicht.“ Und ich sehe in seinen Augen, dass er mir glaubt.

Aus Angst hatte er Schmerzen ausgehalten. Erst als er Vertrauen gewonnen hatte, konnte er die Angst loslassen. Und wir konnten ihm endlich seine Schmerzen nehmen.