Etwas erschöpft berichtet mir mein Pflegekollege von der Patientin – eine Herausforderung fĂĽr ihn.
„Wie gehst du damit um?”, frage ich ihn?
„Einmal am Tag gebe ich ihr 20 min. meiner vollen Aufmerksamkeit.”
„Und wie bekommst du es dann hin, danach wieder zu gehen?”
„Ich sage ihr, dass ich gehe. Und dann drehe ich mich um.
Ganz wichtig: Obwohl sie dann noch weiterredet, wende ich mich ihr nicht nochmals zu.”
EindrĂĽcklich finde ich das: Er stiftet Klarheit. Auf vielen Ebenen.
Wichtig zuvor auch das Zuhören.
Wenn du da bist, sei es es auf allen Ebenen:
– mental
– mit deiner Körperhaltung: nicht halb ĂĽber die Schulter
Wenn wir in Eile sind, ist das keine Selbstverständlichkeit.
Dann strebt ein Teil des Körpers nämlich bereits weiter.
Und das stiftet Anspannung. Bei dir und bei deinem GegenĂĽber.
Der andere muss sogar seinen Sprechfluss verstärken, um dich nicht gehen zu lassen.
âť“Wie machst du das, dich danach zu verabschieden?
– Am Anfang steht die innere Entscheidung: Wie lange bleibst du?
– Dann die AnkĂĽndigung, z.B.: „Wir haben noch 2 min., was ist Ihnen noch wichtig?”
– Im Zuhören kannst du bereits das Gleichgewicht halten, indem du nicht passiv bleibst, sondern Worte und Aussagen aufgreifst und wiederholst. So wird dein Zuhören intensiver, und du schaffst den Ăśbergang zum Ausstieg leichter.
– Manchmal ist eine räumliche Verdichtung beim Abschied hilfreich: nochmals zuwenden, evtl. eine Hand reichen, hörbar sprechen.
– Wann kommst du wieder? – Das zu sagen, stiftet Sicherheit und Kontinuität.
– Und dann drehst du dich um und gehst.
Merke:
Deine Klarheit ist deine Höflichkeit. Du kannst nur an e i n e r Stelle auf dieser Welt sein. Entscheide dich, wo. Und dann ganz.
📔 Studien bestätigen:
Wenn du präsent bist, ist die Zeit, die du schenkst, kostbar. Dann werden aus 5 Minuten gefühlte 7.
Wenn du nur halb da bist, raubst du sogar etwas von der realen Zeit im Erleben deines GegenĂĽbers.*
Nachdem mein Kollege und ich darĂĽber miteinander gesprochen haben, fĂĽgt er noch hinzu:
„Ich bin mir nicht sicher, ob diese Frau hinter ihrem vielen Reden nicht doch etwas versteckt. Vielleicht gehst du mal zu ihr.”
Das ist meine Aufgabe als Therapeutin mit unseren Patienten im Hospiz:
Die Not hinter einem Verhalten sehen. Und ggf. ihnen darin ein hilfreiches GegenĂĽber sein.
Als ich sie wenig später frage, wie es ihr geht, schießen ihr die Tränen in die Augen. Und wir können miteinander ein erstes Stück ihrer Sorgen klären und Erleichterung schaffen.
Mit zeigen wir, wie du eine kurze Zeitspanne bei deinen Patienten dennoch effektiv ausnutzen kannst – durch die Verdichtung deiner Körpersprache. KommunikationOhneWorte
Damit erlebst du dich als wirksam. Die Zufriedenheit deiner PatientInnen ist die Antwort darauf.
*Swayden, K.J. et al. (2012). Effect of sitting vs. standing on perception of provider time at bedside: A pilot study. In: Patient Education and Counseling. 86(2). S. 166-171.