Typische Worte vor der Verabreichung einer Spritze. Oft gehört.
Bestimmt auch gut gemeint.
Welche positive Absicht steckt dahinter?
Wahrscheinlich diese:
‚Ich bereite den Patienten auf ein unangenehmes Erlebnis vor, indem ich eine schmerzhafte Manipulation vorher ankündige.‘
ABER: Was passiert tatsächlich?
⁉️Du erzeugst eine negative Erwartung.
Das meint: Der Patient erwartet jetzt, dass es wehtun wird.
Und tatsächlich:
Der Patient erlebt stärkere Schmerzen!!
📖 Genau das wurde in einer Studie mit 100 Patienten nachgewiesen*.
Exakt mit den Worten: „Das sticht jetzt“ wurden sie auf die Blutentnahme vorbereitet. Und diese tat ihnen weh.
Welche Alternativen gibt es, etwas Unangenehmes anzukündigen?
Zum Beispiel:
„Ich fange jetzt an.“
Oder aber:
„Ich gebe Ihnen eine Spritze,
… die Ihre Schmerzen lindert.
… die den Bereich taub macht, damit es für Sie angenehm ist.**
…
⬇️ Mit diesen Worten empfindet laut der genannten Studie der Patient signifikant weniger Schmerzen als bei den Worten: „Das sticht jetzt.“
Womit hängt dies zusammen?
Negative Suggestionen führen zu einem Nocebo-Effekt, das Gegenteil von Placebo.
Also: Die Wirkung eines Medikaments – ob positiv oder negativ – entsteht durch die Beziehung, innerhalb derer es gegeben wird.
Ist dieser Effekt nur psychisch zu begründen, im Sinne von
„Das bildet er sich jetzt ein?“
Nein!
Die durch die Worte entstandenen Schmerzen bilden sich die Patienten nicht ein.
Es wurde im MRT nachgewiesen, dass dadurch
… schmelz-assoziierte Regionen im zentralen Nervensystem aktiv sind.
Es werden weniger endogene Opioide und Dopamin ausgeschüttet,
… dafür mehr Cortisol.
FAZIT:
Unsere Sprache wirkt unmittelbar auf den Körper des Patienten.
Wir können damit Schmerzen bereiten oder sie lindern.
Und unsere Körpersprache hat eine mindestens ebenso große Bedeutung.
Also:
Unser Wirken hat immer Auswirkung.
Worte sind mächtig.
Beziehung ist mächtig.
Lernen wir, unsere Haltung in unseren Worten und Handlungen zu verkörpern! Das zu sagen und tun, was wir auch vermitteln wollen. Und nicht aus Versehen anderes.
Mit #KommunikationOhneWorte bieten wir Gesundheitsberufen den Rahmen dazu.
Damit gut gemeint auch gut gemacht ist.
* Ott J, Aust S, Nouri K, Promberger R (2012) An everyday phrase may harm your patients. The influence of negative words on pain during venous blood sampling. Clin J Pain 28:324–328
** Varelmann D, Pancaro C, Cappiello EC, Camann WR: Nocebo-induced hyperalgesia during local anesthetic injection. Anesth Analg 2010; 110: 868–70.