Seit geraumer Zeit schon reißen ihre Sätze mittendrin ab, findet sie die Worte nicht mehr für das, was sie ausdrücken möchte. Wie sehr frustriert sie das! Denn sie bemerkt immer, wenn etwas fehlt oder sich unpassende Wörter einschleichen.
Anfang zog sie sich dann oft zurück, später konnten wir mit ihr gemeinsam den Ärger oder die Traurigkeit teilen und den Moment dadurch leichter werden lassen.
Seit wenigen Tagen hat sie begonnen, sich mit ihrer Sprache noch weiter von uns zu entfernen: Sie murmelt vor sich hin, oft unzusammenhängend, manchmal sind einzelne Satzteile erkennbar oder Wörter, manchmal nur Laute.
Als ich heute bei ihr bin, beginne ich, ihre Wörter in meine Antworten einzuflechten, dabei auch ihre stimmlichen Ausdruck wiederzugeben. Da wird sie auf einmal ganz wach und interessiert, schaut mich mit großen Augen an. Dann nickt sie und lächelt breit.
Auf einer tiefen Ebene scheint sie sich verstanden zu fühlen.
So führen wir nun miteinander einen ganz lebendigen Dialog, plaudern mal leise, mal überrascht, mal scherzend, immer so, wie ihr Gefühl gerade ist und mit den Begriffen, die sie verwendet. Logisch ist unsere Kommunikation nicht, aber emotional ganz dicht.
Und als ich mich dann am Ende von ihr verabschiede, wirft sie mir strahlend einen Luftkuss nach dem anderen zu. Und auch ich spüre viel Zärtlichkeit für sie:
Einander verstehen jenseits der Worte, jenseits des Verstandes, dafür aber mit offenem Herzen.