Klein und schmal liegt sie in ihrem Bett, immer wieder von Husten geschüttelt, die Luft ist manchmal knapp. Dann bekommt sie Angst. Und verwirrt ist sie auch, spricht von vielen wechselnden Themen, findet keine Ruhe. 

Diese möchte ich ihr vermitteln, und so lege ich meine Hände unter ihr Schulterblatt, ihre Atembewegung begleitend. Um ihren Ausatem weiter zu unterstützen, mache ich Seufzer dazu, dann tiefe, lange Töne.
Überraschenderweise steigt sie schon bald mit ein. Gemeinsam ziehen wir nun Schleifen, genussvoll, die Töne ganz parallel. Dann werden diese länger und immer seltener unterbricht der Husten den Atem. Irgendwann wird sie still und ich summe: „Schlaf, Kindlein, schlaf“, leise und parallel zum Atemrhythmus. Als der Husten sie wieder weckt, setzt sie von ganz alleine wieder ein und tönt, ganz sanft und gelöst. Bei allem Verwirrtsein scheint sich etwas in ihr verankert zu haben, was sie wiederfindet. 

Stunden später, allein im Zimmer hört ein Pfleger sie tönen und fragt, ob sie Schmerzen habe. Da erwidert sie: „Nein, ich begleite nur meinen Atem.“

Wie schön: Sie hat ihren eigenen Ton gefunden, mit dem sie sich beruhigen und selber Halt geben kann.