Immer in Bewegung ist sie, ständig treibt es sie aus ihrem Bett. Letzte Woche waren es noch die Schmerzen, heute – gut mit Medikamenten eingestellt – ist es eine tiefsitzende Unruhe. Nachts schläft sie nur wenige Stunden und das auch nur mit einem Betäubungsmittel. Mittlerweile ist sie schon so schwach auf den Beinen, dass sie droht, hinzufallen und sich zu verletzen. Also sind wir so viel bei ihr, wie nur möglich. 

Als ich zu ihr komme, steht schon ein Kollege da und hält sie an den Händen. Mit mehr Zeit zur Verfügung übernehme ich nun die Aufgabe, bei ihr zu sein, sie zu begleiten und zu stützen. 

Ganz fest hält sie sich mit ihren Händen an meinen Armen und bald schon sinkt ihr Kopf an meine Brust, dann rückt sie noch näher und schlingt fest die Arme um meinen Körper. So stehen wir nun und halten einander fest, ganz fest. 
Und immer wieder stöhnt sie dabei: ihre Unruhe quält sie. 

Wie kann ich ihr hilfreich sein? 
Sie halten und bei ihr sein, das ist ihr ganz wichtig. Also halte ich sie.
Ihr Leid ernst nehmen und es mit ihr und für sie ausdrücken. Damit beginne ich nun zusätzlich. 

Also reagiere ich auf ihr Stöhnen mit den Worten: „Oh, das ist anstrengend!“ Oder seufzte manchmal einfach nur mit. Nach einer kleinen Weile wird ihr Stöhnen leichter und sanfter und ich fasse auch dies in Worte: „Ja, das tut gut.“ Atme tief aus, halte sie weiter in den Armen und summe dabei, ganz still.

Später dann werden auch ihre Worte immer verständlicher. Und sie sagt: „Ich habe hier vorher gar keinen gekannt.“ Dann schließlich sogar: „Du darfst nicht weggehen.“

Ganz schnell ist diese tiefe Vertrautheit entstanden, mitten in einer Begegnung, in der sie sich gehalten und verstanden fühlte. 

Letztlich braucht es dafür so wenig: 
Körperlich und emotional da sein und mit dem mitgehen, was ist. 

Und – vielleicht ist das das Schwierigste:
Darauf vertrauen, dass Beziehung wirkt.