… sagen die Kolleginnen über den älteren Herrn mit mittelgradiger Demenz.
Freundlich sind sie an sein Bett getreten. Haben ihn gefragt, ob er heute wieder im Sessel sitzen möchte.
Er weder reagiert, noch Antwort gegeben.
Frustrierend.
Für beide Seiten.
❓Was könnte dahinterstecken?
Darüber sprechen wir jetzt.
Will er nicht?
Oder kann er nicht?
Fühlt er sich überhaupt angesprochen?
Versteht er, was gemeint ist?
Mir ist bei ihrer Kontaktaufnahme etwas aufgefallen. Eine Kleinigkeit. Die aber entscheidend ist, um genau diese Fragen beantworten zu können.
Was war das?
Machen wir einen kleinen Ausflug in die Kommunikationsgewohnheiten unseres Alltags. Dann verstehen wir, was hier geschehen ist.
🙇♀️Deine Freundin ist mit etwas beschäftigt.
Du sprichst sie an.
Sie wendet dir den Blick zu.
Du siehst, sie hat dich gehört.
Jetzt könnt ihr miteinander klären, ob sie dein Angebot oder Anliegen annehmen möchte.
Was war entscheidend?
👁 👁 Der Blick.
👴🏼Der typische Unterschied bei diesem Herrn:
Du sprichst ihn an.
Er liegt seitlich im Bett, kramt mit seinen Sachen.
Er wendet dir den Blick nicht zu.
So weißt du nicht, ob er dich gehört hat.
Du machst dennoch dein Angebot.
Er reagieren darauf nicht.
Du hast das Gefühl, ihn nicht zu erreichen. Oder abgelehnt zu werden.
Warum schaut er dich nicht an?
📔 Seine kognitiven Veränderungen sind der Grund*.
Diese äußern sich auch in seinem Blickverhalten:
– Er kann nicht auswählen aus den vielen Stimuli in und um ihn herum.
– Er kann nicht feststellen, dass deine Ansprache ihn meint.
– Denn:
Erfolgreiche Wahrnehmung = Gewichtung + Koordination kognitiver Ressourcen.
– Also:
Er hat dich schlichtweg nicht wahrgenommen.
Und so kann er auch nicht auf deine Frage reagieren.
Wie kannst du beim nächsten Mal dafür sorgen, dass er dich wahrnimmt? (ohne ihn zu stressen natürlich.)
Wenn du zu ihm kommst, sprich – von irgendetwas. Es geht hier nur um deine Stimme.
Tritt in sein Blickfeld, selbst wenn du dich dafür vor ihn hinhockst.
Gib ihm die Chance, deine Augen zu sehen.
Dann wirst du eine Reaktion bekommen:
Ein Nicken oder Lächeln, ein Wort. Oder auch ein Stirnrunzeln.
Auf jeden Fall eine Reaktion.
Dann weißt du, du hast ihn erreicht.
Als die Kollegin beim nächsten Mal zu diesem Patienten geht, hockt sie sich an sein Bett.
Da sieht er sie.
Lächelt.
Breitet die Arme aus und sagt: „Du bist da.“
Sagt weiter: „Die anderen sind immer so weit weg.”
Sie hat ihn erreicht.
Mit ihrem Blick.
Mit dem Training #KommunikationOhneWorte schauen wir auf die kleinen Dinge, die wirksam sind. Und den Augenblick verändern. Das kann jeder lernen. Und dadurch Wirksamkeit erfahren.
*Wascher, E. et al. (2012). When compensation fails: Attentional deficits in healthy ageing caused by visual distraction. Neuropsychologia, 50, 3185-3192.